Der Anbau und die Weiterverarbeitung von Tabak hat schwerwiegende Folgen für Böden, Gewässer, Wälder, Klima und die Menschen in den Anbauländern. Wer raucht, schadet also nicht nur der eigenen Gesundheit.
Tabakanbau in Monokulturen
Tabak stammt ursprünglich aus Mittel- und Südamerika, wird heute aber weltweit angebaut. Neben China zählen Länder im Globalen Süden wie Indien, Brasilien, Indonesien, Simbabwe, Pakistan und Malawi zu den Hauptanbauländern. Tabak wird in Monokulturen angebaut und ist deshalb anfällig für Krankheiten. Das erfordert den großflächigen Einsatz von Pestiziden, Fungiziden und Insektiziden, um die Pflanzen vor Krankheiten, Schädlingen, Pilzbefall und Unkraut zu schützen. Schutzkleidung für den Umgang mit Pestiziden gibt es jedoch selten. Zudem sickern die giftigen und teilweise krebserregenden Stoffe in die Böden und gelangen so ins Grundwasser mit weitreichenden Folgen für die Natur und die Menschen.
Tropenwaldzerstörung
Auch wird für den Tabakanbau im großen Stil Wald gerodet. Denn Tabakpflanzen benötigen viele Nährstoffe und laugen die Böden so stark aus, dass nach zwei bis drei Jahren neue Felder nötig sind. Hierfür müssen nicht selten Tropenwälder weichen. Das führt langfristig zu Bodenerosion und zur Auslaugung des Bodens. Das heißt, dass ein Anbau anderer Pflanzen im Anschluss häufig lange Zeit nicht möglich ist.
In der weiteren Verarbeitung muss Tabak getrocknet werden. Hierfür wird Holz benötigt, wofür zusätzliche Wälder abgeholzt werden. Für das Trocknen von einem Kilo Tabakpflanzen werden im Schnitt 8 Kilo Brennholz benötigt. In den Tabakanbaugebieten Simbabwes sind rund 14 Prozent der Entwaldung auf die Tabakproduktion zurückzuführen. Für Malawi liegen die Schätzungen sogar bei 26 Prozent. Das hat auch Folgen für das Klima: Der Wald als CO2-Speicher wird zerstört und beim Verbrennen gelangt CO2 in die Atmosphäre.
Negative Auswirkungen auf den Menschen
Neben den vielen negativen Auswirkungen auf die Natur, ist der Tabakanbau auch für die Menschen in den Anbauländern problematisch. Denn die Tabakpflanze selber ist nicht ungefährlich. Das in den Tabakblättern enthaltene Nikotin dient eigentlich als natürliches Insektizid. Bei Kontakt mit den Blättern nehmen die Arbeiter:innen das Nikotin über die Haut in den Körper auf. In der Erntezeit kommen sie auf eine Belastung, die einem Konsum von 50 Zigaretten entspricht – pro Tag! Dabei führt schon eine kleine Menge des Nervengifts zur Nikotinvergiftung. Die sogenannte „grüne Tabakkrankheit“ verursacht Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Schwindel und Schwächeanfälle.
Ausbeuterische Kinderarbeit auf den Feldern
Auch Kinderarbeit ist in allen Tabakanbauländern weit verbreitet. Grund dafür sind die niedrigen Preise, die von Tabakkonzernen und Plantagenbesitzern für die Ernte gezahlt werden. Dies führt dazu, dass Bauernfamilien mehr Tabak anbauen müssen, als sie mit der Arbeitskraft der Erwachsenen bewältigen können. Aufgrund der finanziellen Situation können sich die Bäuerinnen und Bauern keine Saisonarbeiter:innen leisten. Kinder und andere Verwandte hingegen werden in der Regel nicht entlohnt, wodurch der Tabakanbau zu einer Familienarbeit wird.
Allein in Malawi arbeiten etwa 78.000 Kinder auf den Tabakplantagen. Sie verrichten dort über viele Stunden schwerste körperliche Arbeit und kommen mit den Chemikalien und mit dem Nikotin, das in den Blättern enthalten ist, in Berührung. Neben den gesundheitlichen Gefahren, denen Kinder im Tabakanbau ausgesetzt sind, gefährdet die Arbeit auch ihre kindliche Entwicklung und hindert sie daran, eine ausreichende Schulbildung zu bekommen.
Was kann getan werden?
Fair-Handels-Organisationen zertifizieren keinen Tabak, da dieser durch die Belastung von Mensch und Umwelt kein faires Produkt sein kann. Tabak ist also an sich schon ein unfaires Produkt und kann nie als fair bezeichnet werden, so die Haltung der großen Fair-Handels-Organisationen.
Generell muss es also Ziel sein, zum einen den Konsum von Tabak zu reduzieren und zum anderen die Arbeitsbedingungen im Tabakanbau zu verbessern. Damit Menschenrechte und Kinderrechte auf Tabakplantagen geachtet werden, braucht es einen wirksamen gesetzlichen Rahmen und einklagbare Rechte. Hierfür setzt sich beispielsweise die Initiative Lieferkettengesetz ein. Hier finden sich mehr Informationen zur Initiative Lieferkettengesetz.
Weitere Informationen zur Thematik stellt der Verein “Blue 21” aus Berlin über seinen Kampagnenseite Unfair Tobacco zur Verfügung.