Mit gutem Gewissen Rosen verschenken | Global Erklärt in RLP

Nach einem kurzen Besuch im Blumenladen um die Ecke halten wir einen frischen Strauß wohlduftender Blumen in unseren Händen. In Deutschland gelten Blumen als beliebtes Geschenk für jeden Anlass und sind für uns das ganze Jahr über etwas ganz Selbstverständliches. Dabei ist die heimische Nachfrage nach frischen Blumen im deutschen Absatzmarkt so hoch, dass die deutsche Blumenproduktion diese gar nicht befriedigen kann. Deshalb müssen rund 80 % der in Deutschland verkauften Schnittblumen aus dem Ausland importiert werden.

Rosen aus den Niederlanden oder aus Kenia?

Im Jahre 2021 wurden die mit großem Abstand meisten Schnittblumen, mit beinahe 187.000 Tonnen, aus den Niederlanden nach Deutschland importiert, wobei Rosen mit einem Marktanteil von 35 % die am meisten importierte und damit beliebteste Blumenart waren. Das bedeutet jedoch nicht, dass alle der Rosen, die aus den Niederlanden zu uns kommen, auch wirklich dort angebaut wurden. Das Land dient traditionell als Umschlagplatz für Blumen aus aller Welt. Etwa 80 Prozent der in Deutschland verkauften Rosen werden in ostafrikanischen Ländern wie Kenia, Äthiopien oder Tansania angebaut, wobei Kenia der wichtigste Produzent ist. Das Zentrum des Blumenanbaus in Kenia befindet sich rund um den Naivashasee, ca. 70 km nördlich der Hauptstadt Nairobi.

Rosenproduktion in Kenia

Trotz ihres weiten Transportweges von etwa 6.000 Kilometern haben kenianische Rosen eine bessere Klimabilanz als Rosen aus europäischen Gewächshäusern. Aufgrund des warmen und sonnigen Klimas werden in Kenia keine beheizten oder beleuchteten Gewächshäuser benötigt, wohingegen Rosen aus Europa in energieintensiven Gewächshäusern gezüchtet werden.

Mit Blick auf den Wasserverbrauch fällt die Bilanz allerdings weniger positiv aus. Denn die Produktion von Rosen in Kenia ist sehr wasserintensiv. Bei der Produktion einer kenianischen Rose werden knapp 4 Liter Frischwasser verbraucht. Der Wasserbedarf wird hauptsächlich durch den Naivashasee gedeckt, wobei sich der starke Wasserverbrauch zweifellos negativ auf den Wasserspiegel auswirkt. Zudem wird das Abwasser, das durch die Produktion der Rosen entsteht, teilweise ungefiltert zurück in die Natur geleitet. So gelangen hochgiftige Pestizide in die Böden und den See.

Auch um die Arbeitsbedingungen auf den meisten Blumenfarmen in Kenia steht es schlecht. Sie sind geprägt von niedrigen Löhnen, schlechten Betriebszuständen und einem hohen Einsatz von teilweise extrem giftigen Pflanzenschutzmitteln, die die Gesundheit der Arbeiter:innen auf den Blumenplantagen gefährden. Denn entsprechende Schutzkleidung ist oftmals Mangelware.

Fairtrade-Rosen als Alternative?

Rosen aus fairem Handel werden nach klar definierten ökologischen sowie sozialen Standards angebaut. Fairtrade hat zum Ziel, die Lebens- und Arbeitsbedingungen aller Beschäftigten zu verbessern und außerdem einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten. Das bedeutet im Klartext: Existenzsichernde Löhne, Arbeitsschutz im Krankheitsfall, Verbot illegaler Kinderarbeit, Gewerkschaftsfreiheit, Gesundheitsschutz, Verbot hochgiftiger Pestizide und ein verantwortungsvoller Umgang mit natürlichen Ressourcen. Mittlerweile liegen 28 von weltweit 50 zertifizierten Betrieben der Schnittblumenproduktion in Kenia.

Das blau-grün-schwarze Fairtrade-Siegel ist inzwischen bei Produkten wie Schokolade oder Kaffee weltweit bekannt. Seit dem Jahr 2005 gilt das Siegel auch für Blumen. Anders als bei Produkten wie Kakao, Kaffee oder Tee werden Fairtrade zertifizierte Blumen jedoch in der Regel zu den gleichen Konditionen bzw. Preisen wie konventionelle Blumen gehandelt und verkauft. Vielmehr profitieren die Beschäftigten von der sogenannten Fairtrade-Prämie, die durch die Verkäufe über den Fairen Handel an die Produzentenorganisationen fließt. Damit können Projekte für die Gemeinschaft ermöglicht werden, wie z.B. der Bau von Schulen oder Krankenhäusern. So konnten trotz allem einige Verbesserungen im sozialen und ökologischen Bereich auf den zertifizierten Blumenfarmen erzielt werden. Grundlegende Probleme, wie die insgesamt niedrigen Löhne und die Belastung der Umwelt bleiben aber bestehen.

Regionale und saisonale Schnittblumen sollten Vorrang haben

Grundsätzlich gilt auch beim Thema Blumen: Fragt euch vor jedem Blumenkauf, ob dieser wirklich notwendig ist. Saisonale Blumen aus der Region sollten immer Vorrang haben. Das grüne „Ich bin von hier!”-Siegel gibt Aufschluss darüber, welche Blumen aus der Region stammen. Welche Blume bei uns gerade Saison hat, könnt ihr der Übersicht von oeko fair entnehmen.

In den Sommermonaten, wenn die klimatischen Rahmenbedingungen die Energieleistung in niederländischen oder deutschen Gewächshäusern stark absinken lässt, haben auch Rosen von hier eine ähnlich gute Klimabilanz wie Rosen aus Kenia. Und wenn es außerhalb der Saison doch einmal Rosen sein sollen, macht fair den Unterschied.

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