Klimaschutz ist Menschenschutz! Darum müssen wir jetzt in Nachhaltigkeit investieren

In jeder Krise steckt auch eine Chance. In den vergangenen Wochen der Verbreitung von CoViD-19 sind die Akte der Hilfsbereitschaft und gegenseitigen Solidarität so viel und präsent wie lange nicht mehr.

Die Ehrenamtsagentur Trier meldete vergangenen Monat, dass mehr Menschen Hilfe anbieten als Hilfe benötigt wurde. Die Stadtwerke bieten in Zusammenarbeit mit dem Lebensmitteleinzelhandel einen Lieferdienst für zuhause an. Das Repair Café und viele andere Menschen nähen Gesichtsmasken, damit medizinischer Mundschutz für medizinisches Personal vorhanden bleibt. Und die Stadtverwaltung unternimmt ihr Möglichstes, um insbesondere Selbstständige und Freischaffende aus der Kunst- und Eventszene zu unterstützen.

Damit all dieses lobenswerte Engagement keine Welle bleibt, die nach dem Abklingen der Pandemie im Sande verebbt, braucht es jetzt mutige Schritte in die Zukunft.

Wir brauchen ein nachhaltiges Wirtschaftssystem, das auf Solidarität baut, statt auf stetiges Wachstum. Das Ziel unserer gemeinsamen Entwicklung muss Gemeinwohl sein, nicht Reichtum für wenige. Das können wir nur erreichen, indem wir Zusammenarbeit fördern und Gemeinschaftsgüter erhalten, Wissen und Technologien frei verfügbar machen und unser Handeln auf Nachhaltigkeit ausrichten. Wissenschaftler der Leopoldina haben darauf hingewiesen, dass Gesundheits-, Klima- und Biodiversitätskrisen eng miteinander zusammenhängen. Die Zerstörung des Lebensraums von Wildtieren fördert die Übertragung von Infektionskrankheiten auf Menschen. Feinstaubbelastung der Luft schwächt das Atemwegssystem und macht Menschen anfälliger für Viren wie CoViD-19. Deshalb gilt: Klima- und Umweltschutz sind auch Gesundheitsschutz. Nur eine nachhaltige Gesellschaft, die um den Schutz ihrer Ressourcen bemüht ist und zusammenarbeitet, ist widerstandsfähig gegen die Krisen der Zukunft – von Epidemien wie Corona über Starkregen und Dürre, bis hin zur Rückkehr nationalistischen und verfassungsfeindlichen Gedankenguts.

Das bestätigen auch die AutorInnen des Leopoldina-Gutachtens Corona-Virus Pandemie: Die Krise nachhaltig überwinden:

„[…] vor allem wegen aber wegen der mindestens ebenso bedrohlichen Klima- und Biodiversitäts-Krise kann es nicht einfach eine Wiederherstellung des vorherigen Status geben. Nicht zuletzt gilt es, aus den Erfahrungen mit der Coronavirus-Pandemie und ihren Ursachen Lehren für die Zukunft zu ziehen. Die generelle Zunahme der Bevölkerung, Urbanisierung und globale Mobilität, die Vernichtung und Abnahme der Widerstandsfähigkeit von Ökosystemen und ihren Ursachen Lehren für die Zukunft zu ziehen. Die generelle Zunahme der Bevölkerung, Urbanisierung und globale Mobilität, die Vernichtung und Abnahme der Widerstandsfähigkeit von Ökosystemen durch Landnutzungsänderungen und der Klimawandel tragen wesentlich zum Ausbruch von Epidemien und Pandemien bei.“

Der Trierer Oberbürgermeister Wolfram Leibe hat den Aktionsplan Entwicklungspolitik für Trier damit begründet, dass die Welt eine „limited edition“ sei. Corona hat uns allen gezeigt, wie eng diese Grenzen gezogen sein können. Ein nachhaltiges und resilientes System können wir nur mit folgenden Maßnahmen erreichen:

  • Unbedingter Erhalt von Gemeingütern: Die Versorgung mit Energie, Wasser, Gesundheitsdiensten, Wissen und Natur muss vor Profitinteressen einzelner geschützt werden und allen zugutekommen. Gemeinsam genutzte Einrichtungen und geteilter Besitz sollten die Maßgabe sein.
  • Belohnung nachhaltigen Handelns: Unternehmen, Selbstständige und Privatpersonen, die sich ökologisch, sozial und solidarisch verhalten, müssen entsprechend belohnt und gefördert werden – in allen Branchen und Bereichen.
  • Umstellung der Region auf 100% erneuerbare Energien: Die Versorgung mit Strom und Wärme muss dezentral organisiert und im Besitz der Menschen und Kommunen bleiben.
  • Entwicklung eines klimafreundlichen Verkehrssystems: Menschen müssen in Stadt und Land am gesellschaftlichen Leben selbstbestimmt teilhaben können, ohne dass der Verkehr dominiert und Böden mit Straßen und Parkplätzen versiegelt.
  • Gewährleistung der Nahrungs-Grundversorgung aus der Region: Landwirtschaftliche Familienbetriebe müssen mit Anreizen statt Sanktionen unterstützt werden. Weitgereiste Produkte dürfen keine Konkurrenz zu regionalen Produkten darstellen. Saatgut muss frei verfügbar bleiben und die Artenvielfalt streng geschützt werden.
  • Förderung des internationalen fairen Handels: Produkte, die nicht in der Region hergestellt werden können, müssen auch international fair gehandelt werden. Dazu müssen alle Unternehmen Verantwortung entlang der gesamten Lieferkette verpflichtend übernehmen.
  • Bevorzugung solidarischer Wirtschaftsmodelle: Finanzielle Risiken müssen auf viele Schultern verteilt werden, damit kleine, innovative Betriebe und auch Selbstständige vor zukünftigen Existenznöten geschützt werden.

Wir fordern Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft dazu auf, diesen längst bekannten Grundsätzen zu folgen und die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen mit allen verfügbaren Mitteln umzusetzen.

Ein erster Schritt ist in unseren Augen die sofortige und konsequente Umsetzung der bereits verabschiedeten Strategiepapiere und Pläne, insbesondere des Aktionsplan Entwicklungspolitik für die Stadt Trier sowie des Mobilitätskonzepts.

Wir müssen die Chance, die diese Krise bietet, nutzen, und gemeinsam nach neuen, solidarischen und klimafreundlichen Lösungen suchen. Unser gemeinsames Vorgehen muss sich unbedingt am Gemeinwohl aller orientieren, damit wir für zukünftige Krisen, die das 21. Jahrhundert mit sich bringen wird, gewappnet sind.

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