Trier hält zusammen – 600 Menschen und ein Symbol für Solidarität in der Krise

Sogar das Wetter spielt mit an diesem Samstagmittag in der Trierer Innenstadt: Als sich gegen 15 Uhr die geplante Menschenkette von der Porta Nigra bis zum Viehmarktplatz schließt, wird vor allem eines deutlich – Trier hält zusammen. Passenderweise wählte der Zusammenschluss von über 40 Institutionen des öffentlichen Lebens unserer Stadt, unter anderem der Lokalen Agenda 21, Buntes Trier und AG Frieden, genau diesen Titel für die Aktion. Einander mit Abstand die Hände reichen, zusammenstehen und zeigen, wie wichtig solidarisches Miteinander und respektvoller Umgang in Zeiten der Zerreißprobe namens Pandemie ist.

Die Ankündigung hatte bereits im Vorfeld hohe Wellen geschlagen. Immer mehr Organisationen, Privatleute und Persönlichkeiten aus Stadt und Region kündigten ihre Unterstützung an. So war es keine Überraschung, wie divers die Schar an Demonstrierenden der betont friedlichen Aktion daherkam: Da stehen plötzlich Nonnen und Studierende neben den Mitgliedern des Stadtvorstands, reihen sich Rollatoren neben Kinderwägen ein. Unter Einhaltung der geltenden Hygiene- und Abstandsmaßnahmen war das gemeinsame Bilden der Kette nicht nur bloßer symbolischer Akt, sondern immer wieder auch ein Moment des Austauschs und des Zusammenkommens; Momente, die wichtig für eben jenen Zusammenhalt und für einen Weg raus aus der Krise sind.

Dank der Hilfe ehrenamtlicher Ordner:innen (hier aus den Reihen der LA21) ging es friedlich und gelassen zu

Dank der Hilfe ehrenamtlicher Ordner:innen zog sich die Menschenkette schon bald nach Beginn wie ein roter Faden durch die belebte Innenstadt, begleitet von vielen neugierigen Blicken und spontaner Unterstützung. Wer genau hinsah, konnte unter anderem Oberbürgermeister Wolfram Leibe und Michael Jäckel, seines Zeichens Präsident der Universität Trier, entdecken. Beide reihten sich in die Kette ein und zeigten damit ihr ganz persönliches Engagement für die hochaktuelle Aktion. Abgerundet wurde diese wie geplant durch eine Kundgebung im Herzen der Stadt, auf dem Viehmarktplatz, eröffnet durch den ehemaligen Oberbürgermeister der Stadt Trier, Klaus Jensen. Denn: Den Veranstaltenden war es besonders wichtig, nicht nur symbolisch zu agieren, sondern gleichsam zu informieren, Menschen aus verschiedenen Feldern eine Stimme zu geben. Schließlich sind es der Austausch auf Augenhöhe und der Respekt vor wissenschaftlichem Diskurs, die vor den Gefahren von Desinformation in der Pandemie und anderswo schützen.

Besonderen Eindruck auf der Bühne machten die deutlichen Worte von Peter Berg, dem Regionalleiter der BBT-Gruppe zu der auch das Trierer Brüderkrankenhaus gehört, und Dr. Christian Sprenger, dem Geschäftsführer des Mutterhaus-Klinikums. Mit persönlichen Eindrücken aus zwei Jahren Pandemie und damit zwei Jahren Ausnahmezustand in deutschen Kliniken sprachen beide sich klar für einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Virus und seinen Folgen aus. Man dürfe nicht vergessen, dass COVID nicht bloß Politik, sondern eine schwere Krankheit sei, eine Erkrankung an der täglich Menschen sterben oder schweren Schaden nehmen. Dass Menschen inmitten dieser Extremsituation für den kompletten medizinischen Sektor dies leugnen sei unverständlich und unverträglich, so Sprenger in seiner Rede.

Weitere Rednerinnen und Redner verwiesen auf die Bedeutung einer wissenschaftlich fundierten Corona-Strategie (Alexander Schewerda) auf die Gefahr einer zunehmenden Radikalisierung der Impfgegner (Paul Nachtwey), ihre Strategie der manipulative Besetzung von Begriffen und Aktionsformen (Wim Negelen), oder Ihre Nähe zum Antisemitismus (Dieter Burgard). Die Kinderärztin Hildegard Slabik-Münter erinnerte an die sozialen Folgen der Corona-Krise und die in globaler Hinsicht ungerechte Verteilung von Impfstoff.

Klare Worte auf der Bühne im Herzen der Stadt, hier von Triers ehemaligem OB Klaus Jensen

In einem späteren Redebeitrag kam dann eine andere, jedoch oft im alltäglichen Diskurs unter den Tisch fallende Perspektive auf die globale Pandemie zur Sprache: COVID und damit Menschen, die daran erkranken, sind überall auf der Welt – jedoch haben weite Teile der Erde nur marginalen oder gar keinen Zugang zu Impfstoffen, Artikeln wie FFP2-Masken oder seriösen Informationen zur gesundheitlichen Aufklärung. Hier wurde klar und deutlich vor mehreren hundert Trierer:innen bekräftigt, was bereits in der Ankündigung zur Menschenkette stand:

Es braucht gerechte Gesundheitssysteme weltweit, denn die Pandemie hat vor allem im globalen Süden katastrophale wirtschaftliche Folgen und verschärft bestehende Hungersnöte. Europa boostert sich, während weite Teile der Welt auf Impfstoffe für eine Erstimpfung warten. Zur weltweiten Bewältigung der Pandemie benötigen wir den erschwinglichen Zugang zu Covid-19-Gesundheitsprodukten und eine globale Impfgerechtigkeit. Klar ist: den Weg aus der Pandemie schaffen wir nur gemeinsam – auch über Grenzen hinweg.

Der gemeinsame Weg aus der Pandemie. An diesem sonnigen Samstagmittag hat er vielleicht einen Schritt nach vorne gemacht – und ein klares Zeichen gesetzt, dass Trier mit Vernunft und Zusammenarbeit zu Großem imstande ist.

Teil des Aktionsbündnisses „Trier hält zusammen“, das auch in Zukunft (und über die Pandemie hinaus) weiter zusammenarbeiten möchte, sind: Für ein Buntes Trier – Gemeinsam gegen Rechts, AG Frieden, Lokale Agenda 21, Multikulturelles Zentrum, Katholische Arbeitnehmer-Bewegung im Bistum Trier, Bündnis 90/Die Grünen Stadt Trier, Die Linke Trier, SPD Trier, UBT, Grüne Jugend Trier-Saarburg, Linksjugend ́solid, Trierer Jusos, AStA Uni Trier, Asta Hochschule Trier, TUFA, KSJ Trier, S4F Trier, FFF Trier, XR-Trier, Pro Familia, Antiatomnetz Trier, Mergener Hof e.V. (mjc von 1617), Internationaler Bund, Verein Kulturgraben e.V., Jugendzentrum ‚auf der Höh‘ am Weidengraben, Creadiva, alta4 AG, Schmit-z e.V., Palais e.V., Kulturverein villaWuller e.V., Fanprojekt Trier, Sredna, DFG-VK Trier, Bildung fördert Entwicklung e.V., DGB, IG Metall, Verdi, Verdi Jugend Saar-Trier, NGG, IG BAU, IG BCE, GdP, GEW, EVG, JuPa – Trierer Jugendparlament.

Redebeiträge auf der Kundgebung (teils mit Text zum Download auf der Website der AG Frieden)

  1. Klaus Jensen , ehemaliger Oberbürgermeister, Klaus-Jensen-Stiftung
  2. Dr. med. Christian Sprenger, med. Geschäftsführer Klinikum Mutterhaus zusammen mit Dr. Peter Berg, Regionalleiter BBT-Gruppe, Krankenhaus-Barmherzige Brüder
  3. Alexander Schewerda, DFKI – Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz, Uni Trier
  4. Paul Nachtwey, Beitrag zur Sozialpsychologie der Impfgegner/Querdenker (Text)
  5. Dieter Burgard, Beauftragter der Ministerpräsidentin für jüdisches Leben und Antisemitis­musfragen
  6. Dr. Hildegard Slabik-Münter, Kinderärztin (Text)
  7. Wim Negelen, Internationaler Bund (Text)
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