Ein Meer aus Plastik

Erst kürzlich haben wir das Projekt Refill Trier übernommen. Aus diesem Grund wollen wir heute einmal beleuchten, warum es denn eigentlich so wichtig ist, sich mit den Folgen von Plastikmüll zu beschäftigen. Schließlich geht Plastikmüll und seine Auswirkungen uns alle etwas an.

Plastik ist überall und unser Planet erstickt regelrecht darin. Im Durchschnitt entstehen in den EU-Ländern pro Einwohner:in jedes Jahr rund 33 Kilogramm Verpackungsmüll aus Plastik. Mit 39 Kilogramm pro Kopf liegt Deutschland dabei sogar deutlich über dem Durchschnitt. Würde man den in Deutschland produzierten Plastikmüll eines Jahres stapeln, könnte man mit dem Müllberg vier Mal die Erde umrunden. Allerdings landen 40 % aller hergestellten Plastikprodukte in der Regel nach weniger als einem Monat im Müll. Wird der Plastikmüll nicht wiederverwertet oder zumindest ordnungsgemäß entsorgt, gelangt dieser oftmals durch die Gewässer in die Weltmeere.

Forschende zeichnen ein düsteres Bild für die Zukunft unserer Meere: In der Summe werden in Deutschland pro Jahr 450.000 Tonnen Müll produziert – das sind 17,4 Milliarden Einweg-Plastikflaschen! Laut WWF landen jährlich rund 19 bis 23 Millionen Tonnen Plastikmüll in unseren Seen, Flüssen und Meeren. Davon schwimmt jedoch nur ein geringer Teil sichtbar an der Wasseroberfläche. Der Großteil des Plastikmülls befindet sich entweder in Wassersäulen schwebend im Wasser oder ist schon in die Tiefen des Meeres gesunken. Schätzungen zufolge befinden sich bereits über 86 Millionen Tonnen Plastikmüll im Meer und jedes Jahr kommen weitere 10 Millionen Tonnen hinzu

Im Laufe der Zeit sammelt sich der Plastikmüll, der in unseren Ozeanen landet, dann zu riesigen Müllstrudeln an. Müllstrudel sind mit gigantischen Müllinseln im Ozean vergleichbar und entstehen aufgrund von kreisförmigen Wirbelströmungen in den Ozeanen. Insgesamt gibt es weltweit fünf Müllstrudel, wobei der „Great Pacific Garbage Patch” der größte Müllstrudel der Welt ist. Er liegt im Nordpazifik zwischen Kalifornien und Hawaii und nimmt bislang ungeahnte Ausmaße an. Forschende schätzen den nordpazifischen Müllstrudel auf eine Fläche von rund 1,6 Millionen Quadratkilometern.  

Für Mensch, Tier und Umwelt sind die Folgen des Plastikmülls verheerend. Als Folge der teilweise hohen Dichte an Kunststoffmüll sowie der Auswirkungen von Plastikabfällen in den Ozeanen müssen jährlich zahlreiche Meerestiere ihr Leben lassen. Sie ersticken, verhungern bei vollem Magen oder leiden unter tödlichen Verstopfungen. Mittlerweile gilt der Mageninhalt von toten Eissturmvögeln als anerkannter Nachweis für die Verschmutzung der Meere. Denn Eissturmvögel sind Hochseevögel, die alles fressen, was aus dem Meer stammt. Wenn die Entwicklung weiterhin so drastisch voranschreitet, werden Schätzungen zufolge im Jahr 2050 bei fast jedem Meeresvogel Plastikteile im Magen gefunden.

Neben Seevögeln sind natürlich auch Fische und andere Meeressäuger vom Plastikalbtraum in den Meeren betroffen. Beispielsweise fressen Schildkröten als Hauptnahrungsquelle Quallen. Da sie umhertreibende Plastiktüten von ihrer bevorzugten Nahrungsquelle jedoch nicht unterscheiden können, fressen sie diese und verenden schließlich qualvoll daran. Außerdem verfangen sich jedes Jahr unzählige Wale und Delfine in den herrenlosen Geisternetzen, die bei der Fischerei verloren gehen und rücksichtslos in die Meere geworfen werden. Geisternetze können sogar zur unendlichen Todesfalle werden, da sie sich oftmals in Korallenriffen verfangen und deshalb nicht nur für die Meeresbewohner eine große Gefahr darstellen, sondern auch der Riffstruktur schaden. 

Um das Fortschreiten der Vermüllung von Meeren und Ozeanen zu stoppen, sind neue Ansätze und ein Umdenken unabdingbar. Der Wandel hin zu einer plastikreduzierten Welt hat in den vergangenen Jahren immer mehr Aufschwung erfahren. So unterzeichneten unter anderem alle 193 UN-Staaten im Jahre 2017 eine Resolution zur Säuberung der Meere. Obgleich es sich dabei nur um eine reine Absichtserklärung ohne konkret vereinbarte Ziele oder Maßnahmen handelt, konnte damit ein erster wichtiger Impuls gegeben werden, dem schon einige Länder gefolgt sind. Im März 2022 haben die UN-Mitgliedsstaaten in Nairobi auf der Umweltversammlung der Vereinten Nationen (UNEA) zudem einstimmig entschieden, entschlossen gegen die Plastikflut vorzugehen. Bis zum Jahr 2024 soll ein weltweit verbindlicher Vertrag zur Beendigung der Plastikverschmutzung ausgearbeitet werden.

Der erste Schritt ist also gemacht, doch auch jede:r Einzelne kann aktiv etwas dafür tun, um die Plastikflut in den Meeren zu stoppen. Gerade in Deutschland ist die Qualität des Leitungswassers so gut, dass wir das große Privileg genießen, Wasser aus dem Wasserhahn trinken zu können und nicht auf in Plastikflaschen abgefülltes Wasser angewiesen sind. Denn Plastikflaschen machen einen großen Anteil des Plastikmülls im Meer aus, da eine normale PET-Flasche rund 450 Jahre benötigt, bis sie im Wasser zersetzt wurde und in Form von Mikroplastik auf den Meeresgrund sinkt. Von einem Wandel weg von Plastikflaschen hin zum Konsum von Leitungswasser würde also nicht nur unser Geldbeutel, sondern auch die Umwelt und insbesondere die Meere profitieren. Außerdem könnten wir ohne viel Aufwand und mit wenig Mitteln etwas dafür tun, um den Plastikalbtraum sukzessiv zu beenden.

Mehr Infos zu Leitungswasser und wie einfach es ist, kostenfreien Zugang dazu in Trier zu finden, kann hier oder hier nachgelesen werden.

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