„Radelt Trier hinterher?“ – unter dieser Fragestellung hatte die Lokale Agenda 21 Trier am vergangenen Donnerstag, den 15. September 2022, in die Aula des Angela Merici-Gymnasiums geladen. Anschließend an eine mit etwa 50 Radelnden gut besuchte Fahrradexkursion zu potenziellen Gefahrenstellen in der Stadt kamen bei einer kompetent besetzten Podiumsdiskussion dann Fakten, Ideen und Fragen rund um den klimafreundlichen Verkehr auf zwei Rädern auf den Tisch. Eine zentrale Erkenntnis: Trier sitzt im Sattel, muss jedoch verkehrstechnisch noch stärker in die Pedale treten. Darin waren sich auch alle Podiumsteilnehmer einig, Diskussionsbedarf bestand aber in der Frage, wie eine Verkehrswende weg vom motorisierten Verkehr zu mehr Fuß- und Radverkehr zu bewerkstelligen wäre.
Knapp 80 Interessierte hatten sich zur Informations- und Diskussionsveranstaltung zusammengefunden und wurden durch Prof. Dr. Antje Bruns (Governance and Sustainability Lab Uni Trier) und Prof. Dr. Hans-Jürgen Bucher (Vorsitzender Lokale Agenda 21 Trier) durch den Abend geführt. Dieser begann mit einer Einordnung der Verkehrssicherheitslage durch Julian Engers, Oberkommissar der Polizeiinspektion Trier. Er betonte, belegt durch aktuelle Statistiken, dass mit der wachsenden Zahl an Personen, die mit dem Rad unterwegs sind, auch die Gesamtzahl an Unfällen mit Fahrradbeteiligung in den vergangenen Jahren – abgesehen von insgesamt geringerem Verkehrsaufkommen in 2020 und 2021 – steigt. Dramatische Unfall-Hotspots, seien jedoch in Trier nicht auszumachen, eine Häufung auf der Römerbrücke, der Süd- und der Ostallee sei allerdings auffallend.
Eine Umfrage von Studierenden der Universität unter Fußgängern und Radfahrenden auf der Römerbrücke, deren Ergebnisse Dr. Oliver Gronz vorstellte, bestätigt die Relevanz dieses Themas: Das subjektive Sicherheitsempfinden ist gerade für Radfahrende enorm wichtig und wird durch die aktuelle Verkehrsgestaltung an und auf der Brücke nicht gefördert – die Tendenz geht hier klar zum Gegenteil.
Die Frage, ob auf der Römerbrücke zwei Radstreifen anstelle einer Autospur die Verkehrssituation für Radfahrer und Fußgänger verbessern könnten, hatten Laura Gänser und Janna Trentelmann (Hochschule Trier) mit einer Verkehrsmessung untersucht. Ihr Ergebnis: Mehr Platz fürs Rad und für Fußgänger, eine weniger stark vom Auto aus gedachte Ampelschaltung und Schaffung von Fahrradschutzstreifen durch Umverteilung der Fahrbahn wäre machbar, ohne dass unverhältnismäßige Staus auf den Autofahrbahnen entstehen. Ihr Plädoyer: Weitere Ergebnisse und Handlungsansätze aus der wissenschaftlichen Untersuchung der Situation an der Römerbrücke sollen in naher Zukunft veröffentlicht und zugänglich gemacht werden.
Dieser inhaltliche Input war auch in der anschließenden Podiumsdiskussion Thema. Neben Julian Engers war diese mit Sara Tsudome (Geschäftsführerin ADFC RLP), Andreas Ludwig (Bau- und Umweltdezernent der Stadt Trier), Prof. Dr.-Ing. Roland Trapp (Straßen- und Verkehrswesen Hochschule Trier) und Maik Scharnweber (Büro für Mobilitätsberatung und Moderation) besetzt. Letzterer hatte bereits zuvor in einer Keynote mit vielen positiven Beispielen aus anderen Städten gezeigt, wo die Messlatte für eine radfahrfreundliche Verkehrsführung liegt. Zentrale Punkte aus der Diskussion, die durch intensive Publikumsbeteiligung bereichert wurde, waren insbesondere das Aufzeigen von Schwachstellen und Lücken im Radnetz, ein starkes Plädoyer für mehr Bürgerbeteiligung, sowie der Vorschlag zu flächendeckendem Tempo 30 im gesamten Stadtgebiet.
Die Lokale Agenda 21 Trier bedankt sich bei allen interessierten Teilnehmerinnen und Teilnehmern auf und vor dem Podium, sowie bei der Sparkasse Trier für die finanzielle Unterstützung der Veranstaltung.