Trier muss dringend mehr tun, um sich aktiv gegen die Folgen des Klimawandels, insbesondere die Hitze in der Innenstadt, zu wappnen – das ist ein zentrales Ergebnis einer Online-Befragung, die von Studierenden des Master-Studiengangs Angewandte Humangeographie an der Universität Trier durchgeführt wurde. In Kooperation mit dem Projekt “Trier begrünt!” der Lokalen Agenda näherte sich das Seminar Methoden und Techniken in der Humangeographie unter der Leitung von Dr. Paula Hild der komplexen Thematik an und kam zu Ergebnissen, die eine deutliche Sprache sprechen.
Hitze oft Grund für Vermeidungsverhalten
Von den insgesamt knapp 200 Befragten geben 86% an, dass sie die Trierer Innenstadt im Sommer als heiß oder sehr heiß empfinden – noch klarer wird es nach der Frage, ob besagte Hitze innerhalb der vergangenen Jahre dem Empfinden nach zugenommen hat, hier waren es sogar 93%. Ungefähr drei Viertel der Personen (70%) meiden deshalb im Sommer bestimmte Plätze in der Innenstadt, und zwar über alle erhobenen Altersgruppen hinweg. Insbesondere die innerstädtischen Plätze (Viehmarkt, Hauptmarkt, Porta Nigra-Platz, Domfreihof, Basilika-Vorplatz, Kornmarkt, Bahnhofsvorplatz) wurden hier als besonders heiße und somit schwer zu ertragende Orte genannt. Hinzu kommen die Haupteinkaufsstraßen wie Simeon-, Brot- und Fleischstraße.
Auswirkungen auf Gesundheit über alle Altersgruppen hinweg
Mehr als die Hälfte (53%) der Teilnehmenden der Studie klagten über gesundheitliche Negativ-Auswirkungen der innerstädtischen Hitze. Insbesondere die Gruppen im Alter von 54 bis 63, sowie zwischen 24 und 33 sind davon betroffen. Die am häufigsten genannten Folgen der hohen Temperaturen sind zum einen Kreislaufprobleme, Erschöpfung oder Kopfschmerzen, zum anderen wurden Probleme wie verminderte Konzentrationsfähigkeit, schlechter Schlaf oder Schwindelgefühle aufgeführt.
Orte zur Abkühlung sind rar, aber vorhanden
In Relation zur Frage nach vermiedenen Orten in der Innenstadt fragten die Studierenden ebenso nach Orten, die gezielt während der Hitzeperioden in der Innenstadt aufgesucht werden, um Abkühlung, Schatten oder Hydrierung zu finden. Hervorzuheben sind hier ganz klar der Palastgarten, sowie der Kornmarkt mit seinem Wasserband und Sitzgelegenheiten unter Baumbestand. Beide Orte wurden mit Abstand am häufigsten genannt, danach folgen unter anderem das Moselufer und der Domfreihof – also Orte, die zugleich in der Abfrage von stark aufgeheizten und entsprechend vermiedenen Orten auftauchen. Generell werden hier vor allem nicht-öffentliche oder nicht-konsumfreie Orte genannt, etwa Gastronomien, Einkaufszentren oder Freibäder.
Auf die Frage nach Ideen und Anregungen für die Gestaltung warmer Orte im Sommer zeigt sich eine klare Tendenz zu Begrünung verschiedener Art. 87% der Befragten forderten mehr Grün in der Stadt, am häufigsten wurden hier Bäume, Dach- und Fassadenbegrünung und offene Grünflächen genannt. Als weitere Anregungen zur Klimawandelanpassung in der Innenstadt wurden außerdem Beschattung (etwa durch Sonnensegel), öffentliche Wasserstellen (Trinkwasserspender, Spielstätten, Vernebler) und Entsiegelung bestehender Flächen vermehrt genannt.
Konstruktive Ansätze für die Zukunft
Eine anschließende Frage war jene, wo in der Stadt laut Empfinden der Befragten Begrünung und daraus folgend begrünte Aufenthalts- und Begegnungsstätten fehlen; hier decken sich die häufigsten Angaben zu großen Teilen mit jenen Orten, die generell als besonders von der Hitze betroffen und entsprechend eher gemieden sind. Hinzu kommen hier außerdem weniger stark frequentierte, sprich weniger touristische Orte wie Stockplatz und Pferdemarkt.
Auch in der Frage nach Anregungen für grüne Begegnungsstätten firmierten Bäume und Wasserelemente unter den häufigsten Nennungen. Demgegenüber wurden aber auch flexible, teils temporäre Ansätze wie (beschattete) Sitzgelegenheiten, Blumenbeete / Hochbeete / Pflanzkübel, mobile Begrünungssysteme und ganz besonders Dach- und Fassadenbegrünung sowie Rankpflanzen genannt.
Auch wenn die durchgeführte Befragung nicht repräsentativ ist, so ist sie ein wichtiger Fingerzeig in Sachen Umsetzung des Integrierten Klimaschutzkonzepts der Stadt Trier und der Planung der damit verbundenen Maßnahmen. Trier braucht mehr Grün und Blau in der Innenstadt, um seine Einwohner:innen vor den gesundheitlichen und sozialen Folgen der Hitze zu schützen. Ein wesentlicher Teil muss Beschattung und Kühlung, sowohl temporär durch Sonnensegel oder zeitweilige Bepflanzung, als auch langfristig durch Begrünung und konsumfreie Aufenthaltsflächen, sein. Wir möchten mit dem vom BMUV geförderten Projekt “Trier begrünt!” einen Beitrag dazu leisten und stehen im konstruktiven Austausch mit der Stadtverwaltung und anderen Stakeholdern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft, um gemeinsam Weichen für bessere Strukturen in Sachen Klimawandelanpassung zu stellen. Mehr Informationen zum Projekt gibt es hier auf unserer Website.