Erfolgreiches Vernetzen im Zeichen von “Trier begrünt!”

Im gut gefüllten Römersaal der Vereinigten Hospitien ging es vergangene Woche an einem der ersten sonnigen Frühlingstage des Jahres vor allem um eine Frage: Wie können wir Gebäudegrün in Trier voranbringen? Um diesem komplexen Thema anhand verschiedener Perspektiven und Anforderungsprofile auf die Spur zu kommen, hatte das Team des Projekts “Trier begrünt!” der Lokalen Agenda 21 Trier am 14. April zum bereits zweiten Vernetzungstreffen geladen. In einem vielfältigen Programm in Form eines Netzwerk-Lunchs wurden unterschiedliche Blickwinkel auf die Thematik, etwa aus Handwerk, Wissenschaft und Wirtschaft, im wahrsten Sinne des Wortes auf die Bühne gebeten. Dass diese aktiv und langfristig zusammenarbeiten und miteinander kommunizieren müssen war dabei das zentrale Ergebnis der Veranstaltung.

Eröffnet wurde das Netzwerktreffen durch ein Grußwort von Dr. Yvonne Russell, Stiftungsdirektorin der Vereinigten Hospitien, die an diesem Tag nicht nur als Gastgeber, sondern auch als aktive Programmpartner auf den Plan traten. Mit einem Abriss über Geschichte und Gegenwart der Stiftung wurde dabei schnell deutlich, wie wichtig das Gelände der Hospitien rund um den Irminenfreihof als “grüne Lunge” für Trier ist. Mehrere Hektar Grünfläche mit großem Baum- und Blühbestand sind dabei nicht nur für Mikroklima und Biodiversität in Trier von enormer Bedeutung, sondern eben auch als Aufenthaltsort und Begegnungsstätte. Dass eine Veranstaltung wie diese inmitten des für die Öffentlichkeit frei zugänglichen Areals stattfand, war also in mehrfacher Hinsicht eine kluge Kombination. Im Anschluss begrüßte Prof. Dr. Hans-Jürgen Bucher als Vertreter des Vorstands der Lokalen Agenda 21 die knapp 35 anwesenden Personen. Er stellte dabei die Verflechtung des Projekts “Trier begrünt!” mit den städtisch-kommunalen Anstrengungen in puncto Klimaschutz und Klimawandelanpassung ebenso heraus, wie die enorme Bedeutung von Begrünung und entsprechendem Engagement angesichts der Folgen von zunehmender Hitze und häufiger werdenden Extremwetter-Ereignissen.

Adrian Schneider und Julia Raser gaben Einblicke in den Projektfortschritt

Im Anschluss gab das Projektteam rund um Sophie Lungershausen, Julia Raser und Adrian Schneider einen inhaltlichen Einblick in Aktivitäten und Planungen für das Jahr 2023. Neben der engen Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung, etwa dem städtischen Klimaschutzmanagement und StadtRaum, standen hier Bildungs- und Best Practice-Arbeit im Vordergrund. So soll nicht nur ein für Schulen konzipierter Workshop unter dem Titel “Betonstadt oder Gartenstadt – wo möchtest du lieber leben?” rege Anwendung finden, sondern in Form von mindestens zwei Parklets als mobile, begrünte Begegnungsstätten für die Trierer Innenstadt auch neue praktische und vor allem sichtbare Akzente gesetzt werden. Zuletzt verwies das Team auf die neu geschaffene Website www.trier-begruent.de, welche das Wissen und Kontakte rund um Gebäudebegrünung in Trier sammeln und verfügbar machen soll – auch über die begrenzte Laufzeit des Projekts hinaus. Insbesondere letzterer Punkt fand großen Anklang innerhalb des versammelten Publikums – wertvolles Feedback und signalisierte Bereitschaft zur Mithilfe, die das Vorhaben in jedem Fall voranbringen wird.

Eine wissenschaftliche Perspektive bot an diesem Mittag die Vorstellung der Online-Studie zu “Hitzeinseln und grünen Begegnungsstätten in der Trierer Innenstadt” durch Dr. Paula Hild (Humangeographie an der Universität Trier). Stellvertretend für ihre Studierenden stellte sie zentrale Ergebnisse der Befragung, an der Ende 2022 knapp 200 Personen teilgenommen haben, vor und ordnete diese in den Themenschwerpunkt der Veranstaltung ein. Besagte Ergebnisse sind jederzeit hier auf unserer Website zusammengestellt einsehbar.

v.l.n.r. Julia Raser, Adrian Schneider, Dr. Paula Hild, Matthias Kremer, Thomas Schmidt

Eigentliches Herzstück des Programms war dann das anschließende Diskussions-Panel unter dem Titel “Gebäudegrün: Anreize, Motivation und Mehrwert” unter Moderation von Julia Raser und Adrian Schneider. Neben Dr. Paula Hild repräsentierten hier Thomas Schmidt (Projektleiter für die Fassadenbegrünung am Hauptgebäude der Sparkasse Trier in der Theodor-Heuß-Allee) und Matthias Kremer (Dachdeckermeister im Familienbetrieb Bedachungen Kremer) ihre jeweiligen Arbeitsbereiche. Letzterer erklärte, dass die Nachfrage nach Gründächern enorm hoch sei, insbesondere mit Blick auf Neubauten von Wirtschaftsbetrieben – so hoch, dass ihr aufgrund von Fachkräftemangel und ähnlich gelagerten strukturellen Problemen im Handwerk teils gar nicht entsprochen werden könne. Ein wichtiger Anreizfaktor dabei ist der Regenwasserrückhalt, welcher sowohl praktisch, als auch wirtschaftlich unmittelbar erkennbare Vorteile mit sich bringt. Während das Wissen darüber weit verbreitet zu sein scheint, sieht es bei der Kombination von Gründach und PV-Anlage weiterhin schlecht aus. Hierfür brauche es kompetente und unabhängige Beratungsangebote.

Diesem Stichwort folgte auch Dr. Paula Hild, die aus ihrer Berufserfahrung in der Nachhaltigkeitszertifizierung von Baustoffen Einblicke aus erster Hand erlangen konnte, dass Gebäudegrün noch zu wenig strukturell, sondern eher als Trend– oder sogar nur als “nice to have“-Thema empfunden wird. Dass Grün am Arbeitsplatz und in der städtischen Umgebung reichlich positive Aspekte in Sachen menschlicher Gesundheit und Sozialverhalten mit sich bringe stehe außer Frage – das entsprechende Mitdenken derartiger Maßnahmen vom ersten Planungsschritt an müsse jedoch noch stärker verankert werden. Ebenso verhalte es sich mit der Nachhaltigkeit solcher Begrünungen, wie die Gesprächsgäste unisono festhielten: Wer begrünt, muss längerfristig planen und die Pflege und das eingesetzte Material managen.

Mit diesem Bewusstsein berichtete schließlich Thomas Schmidt von der fassadengebundenen, bereits jetzt trotz Baugerüst und Folie weithin erkennbaren Begrünung am Sparkassengebäude in der Theodor-Heuß-Allee. Der Entschluss zu begrünen sei aus einem ganzheitlichen ökologischen Konzept heraus gefallen und in enger Zusammenarbeit mit verschiedenen Fachfirmen Stück für Stück ausgebaut worden. Dabei müsse zwar klar sein, dass die im sechsstelligen Bereich firmierenden Kosten nicht unmittelbar für andere mittelständische Unternehmen oder gar Einzelpersonen machbar wären, ein solches Projekt jedoch als Best Practice hier in Trier echten Vorbildcharakter entfalten kann. Die Erfahrungen, sowohl aus der Planung, als auch aus der Pflege der Begrünung, können und sollen bei Interesse in Trier und darüber hinaus weitergegeben werden.

Den Abschluss des Netzwerktreffens bildete dann passenderweise erneut eine aktive Einbindung der Vereinigten Hospitien. Florian Probst, gärtnerische Leitung der Stiftung, führte die interessierten Gäste gemeinsam mit Baumprüfer Karl-Josef Prüm durch die Grünanlagen und zeigte praktische Herausforderungen angesichts von Hitzesommern und Klimawandel. Insgesamt hat diese gut besuchte Veranstaltung gezeigt, wie groß das Interesse an Gebäudegrün über die verschiedenen beteiligten Zielgruppen hinweg ist -und wie wichtig Kommunikation und Vernetzung dabei sind. Mit “Trier begrünt!” tragen wir aktiv zu diesem Prozess hier vor Ort bei. Mehr Informationen zum Projekt gibt es hier auf unserer Website, sowie auf www.trier.begruent.de.

Gefördert vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages. Mehr unter https://www.bmuv.de/themen/klimaschutz-anpassung/klimaanpassung.

Projektträger ist ZUG (Zukunft – Umwelt – Gesellschaft. Mehr über die Bundesgesellschaft finden Sie unter https://www.z-u-g.org/aufgaben/foerderung-von-massnah-men-zur-anpassung-an-die-folgen-des-klimawandels/

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